E-learning an der Universität Siena
Ich bin Laura, arbeite als studentische Mitarbeiterin beim prometheus-Bildarchiv und wohne momentan in Siena, da ich hier ein Auslandssemester an der Università degli studi di Siena mache. Meine Heimuniversität ist die Uni zu Köln, an der ich im Master Kunstgeschichte und Archäologie studiere. Im prometheus-Blog möchte ich gerne von meinen Erfahrungen berichten.
Die Vorlesungen hatten hier am 2. März begonnen und am Abend des darauffolgenden Tages kam bereits die Meldung, dass die Universitäten in ganz Italien aufgrund der kritischen Entwicklung des Corona-Virus zunächst bis zum 15. März geschlossen bleiben würden. Das war für mich natürlich zunächst eine Riesenenttäuschung, da ich besonders aufgrund des Besuchs der Kurse, des Campuslebens und des Kontakts mit anderen Studenten herkam.
Da schnell klar wurde, dass sich die Schließungen verlängern würden, beschlossen die Universitäten, die Kurse nun digital weiterzuführen. Die kommenden Sitzungen sollten nun live über die Plattformen GoogleMeet abgehalten werden. Dabei kann, wie bei einer Videokonferenz unter allen Teilnehmern kommuniziert werden. Der Dozent hat außerdem die Möglichkeit seinen Bildschirm mit den anderen Teilnehmern zu teilen und somit eine Präsentation oder ähnliches abzuspielen. Die Sitzungen können zudem registriert werden, sodass man diese ggf. erneut abrufen kann. Manche Dozenten halten die Lektionen aus den leeren Hörsälen ohne Studenten ab, was natürlich ein recht skurriles Bild darstellt, andere von zu Hause aus.
Alternativ zu diesem Live-Unterricht sollten Kursmaterialen, darunter registrierte Lektionen, auf der Lernplattform Moodle zur Verfügung gestellt werden. Vorteil der registrierten Lektionen ist, dass man sie nach seinem eigenen Rhythmus nach Belieben abrufen und unterbrechen kann. Da meine Kurse auf Italienisch sind, kann ich immer zwischendurch zum Mitschreiben pausieren – das ist sehr hilfreich. Eine optimale Kombination ist aber sicher die Streaming-Kurse zusätzlich zu registrieren, sodass man die Vorteile beider Systeme nutzen kann.
Ich war wirklich überrascht, wie schnell sich die Dozenten doch dieser besonderen Situation angepasst haben, da ich bisher eher die Erfahrung gemacht habe, dass die italienischen Universitäten doch eher sehr traditionsbehaftet sind und gerne an den altbewährten Methoden festhalten. Aber auch sie geben fast ausschließlich positive Rückmeldungen über die Streaming-Kurse und freuen sich besonders ihre Studenten in dieser Zeit der Ungewissheit gesund zu sehen und zu hören.
Ich habe hier beide Arten von Kursen, sowohl Live-Streaming-Unterricht, als auch die registrierten Lektionen. Beide haben, so denke ich, ihre Vorteile: die erste ist natürlich sehr viel interaktiver und dem Präsenzunterricht um einiges näher. Die Einheiten finden so also auch zu den bisherigen, festen Wochenstunden statt. Leider kommt es dabei aber auch gelegentlich zu Verbindungsstörungen, was die Kommunikation natürlich deutlich erschwert. Einige der Kurse sehen außerdem praktische Übungen mit diverser Software vor, die dann vom Dozenten gezeigt, und von den Studenten am eigenen Computer nachempfunden werden kann. Auch dies ist mit nur einem Bildschirm etwas mühsam, da man mehrere Fenster parallel geöffnet haben muss. Zudem musste bei einigen Programmen für die Studenten auf Freeware umgestellt werden.
Dass ich meine Kurse trotz der schweren Situation weiterführen kann, hilft mir sehr meinen Alltag mit der Ausgangssperre hier zu gestalten und trotz einiger Schwierigkeiten empfinde ich die Online-Kurse als großartige Alternative und Gelegenheit, die digitale Lehre wirklich weiterzubringen und auszutesten.